KinderRächtsZeitung Regenbogen
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Ausgabe 21

Editorial
Noch einmal Nicaragua
Ich habe dir nie einen Rosengarten versprochen [Buchrezension]
Einmal Rupert und zurück [4. Fortsetzung von "Per Anhalter durch die Galaxis"]
Im Internet gut gefunden: Antipädagogik
Die Chemiestunde [Gedicht]
Das Recht, von zu Hause auszuziehen
Kommentar: Ziel verfehlt
Gleichberechtigung in der Familie
Schulgesetz [macht dachte es wäre anders...]
Durch einen Spiegel in einem dunklen Wort [Buchrezension]
"Vom Fehlen der Fehler"
Pressemitteilung Chemiefall: OVG lehnt Berufung ab
KRÄTZÄ ist umgezogen
Verfassungsfeindlich zum Wahlgang Teil 2
SLAPSTICK '68 - Benno-Ohnesorg-Kongreß
An-, Ab- und Aussichten [kurze Kommentare zu kinderrechtlichen/politischen Themen]
Nicotapias Kolumne
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen
Musike fom veinsten
"Die Schule - Ein Frevel an der Jugend"
Informationen für Minderjährige

Cover Ausgabe 21
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K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen


CHRONIK update

5. - 27. März 1997

4 KinderRÄchTsZÄnker fliegen nach Nicaragua und bereiten dort den diesjährigen Austausch vor. (click)

6. März 1997

Wahlalterdiskussion auf LandesSchülerInnenAusschuß Berlin

7. März 1997

Regenbogen im Internet

10. - 15. März 1997

2. Besuch in Wiener Schülerschule

11. - 12. April 1997

Auftritt bei LandesSchülerInnenkonferenz in Bad Dürkheim (bei Mannheim)

12. April 1997

Länderausschuß des Grün-alternativen Jugendbündnisses beschließt nach Diskussion Wahlrecht ohne Altersbeschränkung.

25. April 1997

Chemiefall in der BRAVO - sehr viel Post

28. April 1997, 22.30 Uhr

45minütiger Dokumentationsfilm über K.R.Ä.T.Z.Ä. im WDR, 150.000 Zuschauer

17. Mai 1997

Diskussionsrunde "Wahlrecht ab dem Kindesalter?" auf 4. Jugendmediencamp in Blankerförde bei Neustrelitz

1. Juli 1997

K.R.Ä.T.Z.Ä. zieht um (click)

14. Juli 1997

Plakatwand gestaltet

24. Juli - 15. August 1997

14 Jugendliche der Bewegung der arbeitenden Kinder und Jugendlichen (NATRAS) aus Nicaragua und Honduras sind bei uns zu Gast. (siehe Regenbogen 21a)


Wien kriegt K.R.Ä.T.Z.Ä.

Vom 10.3. - 15.3. fuhren wir, die KinderRÄchTsZÄnker aus Berlin, zum zweiten Mal nach Wien in die SchülerSchule. Diese Schule ist überhaupt nicht vergleichbar mit "normalen" Schulen. Für uns war es ein Kulturschock.

In Regelschulen sitzen die Schüler - im Unterschied zur SchülerSchule, wo die Schüler im Kreis sitzen - aufgereiht und frontal zum Lehrer. Der versucht ihnen den im Lehrplan festgelegten Unterrichtsstoff einzutrichtern. Die Schüler haben keine Möglichkeit den Unterrichtsstoff mitzugestalten. Wenn sich doch mal jemand wehrt, werden Strafen erteilt, wie z.B. zusätzliche Aufgaben, oder es wird einem mit schlechten Zensuren gedroht. Man sieht auch oft, daß die Schüler gewalttätig und aggressiv miteinander umgehen. Dies wird ihnen oft als angeboren unterstellt.
In der SchülerSchule in Wien bestimmen die Schüler bei fast allem mit. Es gibt auch keine Zensuren, mit denen sie erpreßt werden könnten. Kein Lehrer würde auf die Idee kommen, einen Schüler z.B. zum Mützeabsetzen zu zwingen, nur damit die mitteleuropäische Kultur bewahrt wird, wie das Verbot bei uns oft begründet wird. Hier in Wien treffen sich Schüler und Lehrer jeden Morgen um 9.00 Uhr zum Plenum, wo alle im Kreis auf Stühlen, Tischen, Sofas etc. sitzen, um den Tagesablauf zu besprechen, wobei nicht nur die Lehrer Vorschläge machen, sondern auch die Kinder. Als wir da waren, schlug ein Junge vor, in einen Film über Wale zu gehen. Den Kinobesuch organisierte er dann auch selbständig. Uns fiel mal wieder auf, wie stumpfsinnig es ist, die Schüler zu unterdrücken, nur damit sie stillsitzen. Wenn man wirklich nichts mitkriegen will, hat man immer noch die Möglichkeit das Plenum zu verlassen. Es wäre natürlich vorteilhafter dabeizubleiben, da man sonst keinen Einfluß auf wichtige Entscheidungen haben kann. Nach dem Plenum bilden sich die verschiedene Unterrichtsgruppen zum Lernen. Um 12.30 Uhr treffen sich alle zum Mittagessen, das von den Eltern der Schüler gekocht wird. Es kommt auch oft vor, daß die Schüler mitkochen. Der Schultag geht bis 17 Uhr.

Am Anfang des Schuljahres stellen die Schüler sich ihren Stundenplan zusammen. Alle zwei Monate gibt es Blockprojekte. Die sehen so aus, daß die Schüler und Lehrer sich eine Woche nur mit einem Thema befassen. Außerdem gibt es noch Projektwochen, in denen Fahrten gemacht werden, wie z.B. ein Skikurs in Oberthauen oder eine Fahrt nach Israel in die demokratische Schule Hadera. Die Reisen sind wahrscheinlich auch ein Grund dafür, daß viele der Schüler besser Englisch sprechen als wir, die teilweise schon viel länger diese Sprache lernen. In der Zeit, in der wir in Wien waren, waren noch Leute aus Israel und England da. Je länger wir hier sind, desto schwerer fällt es uns, in unsere Schulen in Berlin zurück zugehen. Die SchülerSchule in Wien ist ein weiterer Beweis dafür, daß Kinder auch ohne Zwang intensiv lernen können.

Lisa Soika und Paula Sell


LandesschülerInnenkonferenz in Rheinland-Pfalz

Vom 11. bis 13. April fand in einem Gymnasium in Bad Dürkheim (nähe Mannheim) eine dieser chaotischen LandesschülerInnenkonferenzen statt.
K.R.Ä.T.Z.Ä. war eingeladen, über kinderrechtliche Themen aufzuklären. Julian und ich haben uns freudig dazu bereit erklärt.
Wir kamen Freitag nachmittag in Mannheim an, wurden liebenswürdigerweise von einem ortskundigen Rheinland-Pfälzer abgeholt, der sogar kurz auf Mannheims Sehenswürdigkeiten (ein Wasserturm und so‘n Schloß) einging.
Durch das in der Schule herrschende Chaos und die freundliche Stimmung fühlten wir uns gleich wohl. Nach dem Abendbrot in einem Tennisclub setzten Julian und ich uns mit ca. 20 anderen Leuten ins Sofazimmer und breiteten unsere Forderungen wie "Schulpflicht durch Recht auf Bildung ersetzen" oder "Wahlrecht für alle" aus.
Die verschiedenen Thesen wurden teilweise belächelt, empört dementiert ("Mein Lehrer ist nicht so!") oder völlig abgelehnt. Auf der anderen Seite gab es aber auch welche, die sich mit uns völlig identifizieren konnten.
Über manch festgefahrene Meinungen habe ich mich gewundert und selten habe ich so viele Schüler getroffen, die das deutsche Schulsystem vehement verteidigten. Mir hat die Diskussion aber viel gebracht und ich hatte manchmal sogar richtig Spaß an den bissigen Argumenten. Nach 2 Stunden intensiven Diskutierens wurde "Ice-Breaker" herumgereicht und alle waren wieder Freunde. Julian spielte bis spät in die Nacht hinein einen Tennisball mit einer Plaste-Colaflasche an die Wand, und ich unterhielt mich ewig mit einem Typen, der der abstrusen Meinung "Schule lehrt Lernen" war und den ich nicht vom Gegenteil - "Schule zerstört Lernfreude" - überzeugen konnte.
Schließlich gingen wir im Deutschraum schlafen (was für`n Gefühl!), nachdem Julian alle mit einer 15-minütigen Zähneputzsession genervt hat. Es war schön!

Sue Hermenau


PLAKAT [5 KB] Am 14. Juli brachten wir nebenstehendes Plakat zu Stande. Bis 10. August hing es in der Lychener Str. 69 in Prenzlauer Berg, dann wurde es durch eine Werbung der Post ersetzt. 
Das Kinderschutz-Zentrum hatte 100 Plakatwände, die sich in mehreren Bezirken befanden, organisiert und Kindern und Jugendlichen, Jugendgruppen und Künstlern zum Bemalen zur Verfügung gestellt.

Grüne Jugend vom Kinderwahlrecht überzeugt

Am 12. April fuhren zwei KinderRÄchTsZÄnker, Julie und ich, zum Bundesdelegiertentreffen des Grün-Alternativen Jugendbündnisses (GAJB) nach Krefeld, um das Thema Wahlrecht (ohne Altersgrenze oder ab 16?) mit den anwesenden Landesdelegierten zu diskutieren.
Für die Wahlrecht-ab-16-Seite war, der uns mittlerweile schon gut bekannte, Matthias Berninger eingeladen, der wie immer behauptete, man müsse Kinder vor dem Wahlrecht schützen und ab 16 sei eben praktikabel. Auf unserer Seite diskutierte vor allem auch Jens Augner, Vorsitzender der Grünen Jugend Berlin, mit.
Nach 1 1/2 Stunden Wahlrechtsdiskussion wurde dann darüber abgestimmt, ob das GAJB gegen jegliche Altersbeschränkung beim Wahlrecht sein soll oder nicht. Dabei setzte sich unsere Forderung nach der Abschaffung der Altersgrenze beim aktiven Wahlrecht mit 13 Stimmen (68%) bei 5 Gegenstimmen und einer Enthaltung klar durch. Auch beim passiven Wahlrecht, der Wählbarkeit, setzte sich die demokratischere Forderung mit ebenfalls 13 von 19 Stimmen durch.
Es gab Überlegungen, wie man auf diese Forderungen öffentlichkeitswirksam aufmerksam machen könnte. Eine Idee war, zu fordern, für eine bestimmte Altersstufe von Erwachsenen, z.B. für 47-jährige, das Wahlrecht auszusetzen, um auf die Willkürlichkeit von Altersgrenzen beim Wahlrecht aufmerksam zu machen.
Trotz dieses Demokratiebekenntnisses unterstützt das GAJB (mit 18 von 19 Stimmen) die geplante Gesetztesinitiative der Grünen Bundestagsfraktion, das Wahlalter auf 16 zu senken.
Die rund elf Stunden Zugfahrt dieses "Tagesausflugs" haben sich jedenfalls gelohnt für unsere allgemeine radikale Gleichberechtigungsforderung.

Martin Wilke


Die Grüne Jugend Berlin hat mittlerweile eine Broschüre mit dem Namen "Wahlrecht für alle! - Beiträge zur Debatte um das Wahlalter" herausgegeben. Dort legen Renate Künast (MdA), Sybille Volkholz (MdA) und Jens Augner jeweils ihre Position dar.
Frau Künast argumentiert für das Wahlrecht ab 14. Die Mehrzahl ihrer Argumente ist allerdings auch für ein Wahlrecht ohne Altergrenze zutreffend. Bei der Entscheidung für die Zahl 14 orientiert sie sich, so wie die ganze Fraktion der Berliner Grünen, daran, daß man ab 14 auch eine Menge anderer Rechte hat. Weil Kinder unter 14 also noch keine Religionsfreiheit haben, dürfen sie auch keine Partei wählen, die das ändern würde.
Sybille Volkholz ist gegen die Wahlaltersenkung auf 14. Sie will Kinder und Jugendliche vor der Verantwortung schützen, die sie angeblich übernehmen müßten, wenn sie wählen würden. Außerdem wollen die Jugendlichen ja gar nicht ...
Jens Augner geht unter der Überschrift "Wahlrecht für alle! Undemokratische Ausgrenzung beenden!" auf verschiedene Haupteinwände, die gegen das Kinderwahlrecht angeführt werden, ein, darunter Reife, Beeinflussung, Kinderparlamente, Verantwortung und "Die wollen gar nicht".


Grüne Jugend Berlin, Oranienstr. 25, 10999 Berlin, Tel. 615 005 43, Fax 615 005 66


K.R.Ä.T.Z.Ä.-Veranstaltungen in Regenbogen Nr. 18 (2/96)
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Veranstaltungen in Regenbogen Nr. 19 (3/96)
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen in Regenbogen Nr. 20 (1/97)
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen in Regenbogen Nr. 22 (1/98)
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen in Regenbogen Nr. 23 (2/98)

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