KinderRächtsZeitung Regenbogen
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Ausgabe 21

Editorial
Noch einmal Nicaragua
Ich habe dir nie einen Rosengarten versprochen [Buchrezension]
Einmal Rupert und zurück [4. Fortsetzung von "Per Anhalter durch die Galaxis"]
Im Internet gut gefunden: Antipädagogik
Die Chemiestunde [Gedicht]
Das Recht, von zu Hause auszuziehen
Kommentar: Ziel verfehlt
Gleichberechtigung in der Familie
Schulgesetz [macht dachte es wäre anders...]
Durch einen Spiegel in einem dunklen Wort [Buchrezension]
"Vom Fehlen der Fehler"
Pressemitteilung Chemiefall: OVG lehnt Berufung ab
KRÄTZÄ ist umgezogen
Verfassungsfeindlich zum Wahlgang Teil 2
SLAPSTICK '68 - Benno-Ohnesorg-Kongreß
An-, Ab- und Aussichten [kurze Kommentare zu kinderrechtlichen/politischen Themen]
Nicotapias Kolumne
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen
Musike fom veinsten
"Die Schule - Ein Frevel an der Jugend"
Informationen für Minderjährige

Cover Ausgabe 21
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Noch einmal NICARAGUA

"Du hast’s gut", sagte ich zu Christoph irgendwann im Januar, als er erwähnte, daß er im März wieder für einige Wochen nach Nicaragua fahren würde, um den Rückaustausch vorzubereiten; und er erwiderte:"Komm doch mit!" Was im ersten Moment noch klang wie zu schön, um wahr zu sein, stellte sich als eigentlich möglich heraus. Schließlich hatten wir drei Wochen Osterferien, und meine Eltern willigten ein, die nicht unbeträchtlichen Kosten der Reise zu tragen. Nach wenigen Wochen waren wir eine erwartungsvolle Gruppe von fünf Leuten, die mit den einzelnen Projekten der Kinderbewegung deren Aufenthalt in Berlin in diesem Sommer planen wollten. Während Nicotapia wie ich das Geld ohne große Probleme aufbringen konnte, mußten sich Meggy und Jule nicht geringe Summen von Freunden leihen.
Ungefähr sechs Tage vor dem Abflugtermin stellte sich dann heraus, daß Christoph aus persönlichen Gründen nicht mitfahren konnte. Während einer Nacht dachte er sich ein ziemlich perfektes Notlösungsprogramm für uns vier aus, welches während der nächsten Tage gemeinsam ausgefeilt wurde. Unsere größten Probleme waren, daß wir uns im Land relativ wenig auskannten, und daß unser Spanisch nicht reichen würde, um Seminare zu veranstalten.
Als wir am 5. März losflogen, war ich sehr skeptisch, wie wir das allein über die Bühne bringen würden. Es gab tausend Unsicherheiten, trotz der Ermutigungen der Daheimgebliebenen, und wir hatten noch keinen Übersetzer für die Seminare. Doch einen Tag später, bei der Ankunft in der Hauptstadt Managua, waren alle Zweifel wie weggeblasen, nun, da ich in der "anderen Welt" war, würde ich auch die Situation meistern, dessen war ich mir sicher. Wir wohnten jeweils zu zweit bei den Familien, die wir bereits von unserem ersten Besuch kannten. Wir bereiteten uns auf das erste Seminar in Managua vor, bei dem wir zehn Projektkindern, unter ihnen die drei Vertreter, die mit nach Berlin kommen werden, einen Einblick in deutsche Lebenswelten geben wollten.
Für Jule, Meggy und mich war zumindest der Bezirk, in dem das Projekthaus steht, schon ziemlich vertraut. Wir waren glücklich und erstaunt, daß sich noch alle Menschen an uns erinnern konnten. Nico hingegen, der das erste Mal dort war, wurde als absoluter Neuling gehandelt: der geheimnisvolle Halbchilene, der kein Spanisch spricht und fast immer grinst. Zudem mögen sich einige Nicas gewundert haben, daß er der einzige Junge unter uns vieren war. Als wir mit den beiden für den Austausch verantwortlichen Sozialarbeitern des Projektes in Managua das erste Treffen planten, merkte ich, daß mit unserem bißchen Spanisch doch vieles machbar war in diesem Land. Schließlich fanden wir einen Tag vor dem Seminar eine Deutsche, die bereit war, uns als Übersetzerin zu helfen. Diese interpretierte viel in die Bemerkungen der einzelnen Leute hinein oder ließ etwas weg, selbst nach einem Hinweis unsererseits schaffte sie es nicht, ganz sachlich zu übersetzen. Nach dem Seminar klärten wir deswegen selber die wichtigsten unserer Anliegen mit zwei Nicas, was möglich war (rein sprachtechnisch) und mir neuen Mut gab.
Dann fuhren wir nach Estelí, einer kleineren und saubereren Stadt als Managua, ungefähr 100 km weiter nördlich. Dort war noch niemand von uns vieren richtig gewesen, außerdem kannten wir die Leute des dortigen Projektes INPRHU Estelí nicht. Bei unserer Ankunft stellten wir fest, daß Christophs Finanzplan überholt und unser Geld für die Seminare viel zu wenig war. Ich fühlte mich ziemlich mutlos, als ich im Büro von INPRHU saß und verschiedene Leute uns erklärten, daß die Preise um fast die Hälfte gestiegen wären. Trotzdem funktionierte es. Juan Carlos, ein Mitarbeiter, half uns intensiv bei der Vorbereitung der Seminare und wollte alles wahnsinnig genau haben. Entsprechend gut verliefen auch die Seminare - das erste war inhaltlich dasselbe wie das in Managua, diesmal für die Natras aus Estelí, Somoto und Honduras. Am letzten Seminar nahmen alle Leute teil, die im Sommer nach Berlin kamen. Es ging um die Koordination und die Vorbereitungen der Projekte, in denen dann gearbeitet werden soll. Wir waren ziemlich froh, als auch das letzte anstrengende Seminar geschafft war.
Nun fuhren wir für zwei Tage wieder nach Managua, und danach an den Pazifik in einen ziemlich abstoßenden Touristenort. Die letzten Tage verbrachten wir wieder in der Hauptstadt. Wir kochten Abendessen für die Familien, in denen wir gelebt hatten, und batikten T-Shirts für die Projektkinder. Am 26. März flogen wir zurück nach Hause. Ich empfinde die Reise jetzt, einige Monate später, als eine Zeit des Ausnahmezustands. Wir vier hatten wahnsinnigen Streß, tausende neuer Erlebnisse und einen absoluten Wandel in den Beziehungen zu uns und anderen.

Julie

Gründe, warum die NATRAS nach Deutschland kommen wollten

als Vertreter der Projekte:

  • ihr Projekt repräsentieren
  • Austausch über Erfahrungen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede, gemeinsame Suche nach Lösungen
  • ihre Arbeitserfahrungen erzählen
  • neue Arbeits- und Kommunikationsformen kennenlernen
  • neue Arbeitserfahrungen mitbringen
  • ihre Probleme darstellen

persönlich:

  • Land, Kultur und Bräuche kennenlernen
  • Erfahrungen mit anderen NATRAS und KRÄTZÄ-Leuten austauschen
  • neue Erfahrungen, neue Freunde
  • Schulen kennenlernen
  • Häuser und Familien kennenlernen
  • KRÄTZÄ-Leute wiedersehen

K.R.Ä.T.Z.Ä. in Nicaragua - Über unser vierwöchiges Treffen mit der Bewegung der arbeitenden Kinder .