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Ausgabe 21

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Musike fom veinsten
Samba: T.B.A.
(bk) Samba war für mich ein Zufall. Ein Glückstreffer. Ich
legte die CD in den Discman und wußte, daß die Platte gut war.
Es wunderte mich schon nichts mehr, als ich - während des ersten Titels
"Ich geh jetzt tauchen" - las, daß der Produzent auch schon für
Sterne- und Tocotronic-Platten verantwortlich ist - zwei meiner Lieblingsbands.
In diese meine persönliche Hitliste durfte sich Samba sofort nach
dem zweiten Song "FCKW" schon einreihen - ein Lied, dem an Genialität
von Musik und Text nichts mehr hinzuzudichten ist. Ein weiterer Spitzentitel
ist "Bundeswehrschlafsack". Und auch dem "Sommerhit" wünscht man sich,
daß er genau so einer wird. Alles in allem: Hört mal rein, ich
glaube, Samba könnte einigen von Euch gut gefallen. Und es lohnt sich
sicher auch für uns, mal etwas ausführlicher über Samba
zu berichten. (sony / epic)
Blur: BLUR
(bk) Das fünfte Album der Britpopper, die jetzt gar keine mehr
sind, trägt den einfallsreichen Namen BLUR und erinnert dabei ein
wenig an den Namen einer Band , die mal zu den Aushängeschildern des
Britpop gehörten, bevor sie nun bekanntgaben: "Britpop ist tot." Dadurch
wird die Musik, die von Blur auf BLUR zu hören ist, keineswegs schlechter.
Wir haben es - ganz im Gegenteil also - mit einer richtig guten Platte
zu tun. Natürlich kann es passieren, daß einem die Musik nicht
gefällt, aber eines kann man blur - oder gar BLUR - gewiß nicht
vorwerfen: Eintönigkeit. Die Platte fängt mit zwei Riesenhits
an: "Beetlebum", der den Beatles schon sehr nahe rückt und "Song 2",
der einfach auf den Punkt gebrachte tolle schnelle Musik ist. Kaum versieht
man sich, ist der Titel vorbei, was ich jedesmal wieder schade finde. Weitere
12 gute Songs folgen, und die Musikrichtungen schwanken, ohne daß
einem auch nur ansatzweise schwindelig wird. Mir gefällt die neue
Blur-CD sehr gut. (emi)
Skunk Anansie: STOOSH
(bk) STOOSH, die zweite Platte der englischen Band Skunk Anansie, ist
Powermusik von der ersten bis zur letzten Minute. Und das liegt nicht nur
daran, daß ihre Musik ein bißchen mit der von Rage Against
The Machine verwandt ist (die übrigens denselben Produzenten haben).
Das liegt vor allem auch an der Wahnsinnsstimme der Sängerin Skin.
Am Anfang kreischendes "Yes, it’s fucking political", wunderschön
gesungenes "She’s my heroine" und "Infidelity" (untermalen von Streichern).
Es folgen die bekannten, beliebten und einfach verdammt guten Hits "Hedonism"
und "Twisted". Auch danach fällt das Niveau der CD keineswegs. Wem
Musik in der Richtung gefällt, der wird mit STOOSH seine Freude haben.
(virgin)
Helge Schneider: DA HUMM
(bk) "Blub Blub Blub, die Fische feiern Fete. Blub, Blub, Blub, im
Aquarium ist was los. Der Goldfisch hat nen Hammer, er schlägt damit
die Scheiben ein..." Die einzige Möglichkeit, Helge Schneiders Witz
zu beschreiben, ist wahrscheinlich, ihn zu zitieren. Auf seiner neuen Doppel-CD
stellt er sagenhafte 2 1/2 Stunden Studioproduktion und Liveaufnahmen,
Sketche, Monologe, Chansons, aber hauptsächlich Jazz-Musik zur Diskussion:
"Die Welt ist ein Jammertal, ohne Musik. Doch zum Glück gab es Bach,
Beethoven, Händel und Goethe." Und nicht zu vergessen die subversive
Volksmusik: "Es war das Bonbon aus Wurst, das ihr Glück gebracht,
Bonbon aus Wurst, Tag und Nacht..." Die eine Hälfte der Menschheit
lacht, die andere Hälfte fragt: Was um alles in der Welt soll denn
daran lustig sein? Vielleicht sind es Sätze wie: "Der Grauwal war
30 Meter hoch, 70 Meter breit, 400 Meter lang und 2000 Meter schwer." Vielleicht
ist es aber auch die empörte Bemerkung, manche Tiere seien nur am
Leben, um vom Menschen später aufs Butterbrot geschmiert zu werden:
"Leberwursttiere zum Beispiel." Aber diese Bemerkungen helfen der zweiten
Menschheitshälfte meist nichts. Da kann man nur froh sein, daß
man zur 1. gehört. (emi)
DIE STERNE: von allen gedanken schätze ich
doch am meisten die interessanten
(bk) Von allen Bands schätze ich doch am meisten... Die Sterne
sind jedenfalls dabei, und daran hat sich auch nichts geändert mit
der neuen Platte. Ganz im Gegenteil: Auf ihr gibts viel zu entdecken. Und
wie immer mit den Sternen isses so: Je öfter man sie hört, desto
besser sind sie. "die interessanten" fand ich anfangs öd und eintönig,
heute find ichs stark, Man muß es aber laut hören. Schade ist,
daß nur ein Song mit Sprechgesang auf der Cd zu finden ist, Der ist
dafür aber umso besser: Die Lyrik von "tourtagebuch" ist unübertroffen
schön, traurig, überraschend, witzig. Meine Lieblingszeile: "Ich
sammel Mut und Kraft, um nicht abzustumpfen und antriebslos durchzusumpfen."
Andere Lieder wie "klebrig-vermutlich", "widerschein" oder "kannst
du dich nicht endlich entscheiden" zeigen eine bei den Sternen sehr ungewöhnliche
Direktheit der - manchmal sehr politischen - Aussage, Während frühere
Stücke wie "Was hat dich bloß so ruiniert" oder auch der "Universal
Tellerwäscher" doch noch sehr verschieden auslegbar waren, gilt dies
für solche Zeilen nicht mehr: "Alles ist so süß und zuckrig,
klebrig vermutlich, alles hält in dieser Welt, alles hängt ja
nur am Geld. Wir sind alle nur Maschinen, die dazu da sind zu verdienen..."
Oder auch im Persönlichen / Privaten: "Kannst Du Dich nicht endlich
mal verbindlich entscheiden, wie willst du das vermeiden, ich hab keine
Ahnung wie das sonst gehen soll." Vielleicht sind Die Sterne ja mehrheitsfähiger
geworden und haben es dabei geschafft, nicht schlechter zu werden - die
drei genannten Lieder gehören jedenfalls zu den besten auf der Platte,
Diese Direktheit gilt natürlich nicht für alle Lieder, nicht
umsonst heißt eines von ihnen "abstrakt": "Man denkt ja immer nur
an seine Zukunft, und wenn es kracht, schaut die Zukunft nur zurück
und sacht: Ich hab doch gar nichts gemacht, bin doch abstrakt." Ich vermeide
es hier an dieser Stelle ein weiteres Synonym für "gut" zu finden.
Es hat wenig Sinn, schlechte Platten zu besprechen, glaube ich. Und in
diesem Sinne kann ich Euch die Neue von den Sternen wirklich ans Herz legen.
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