KinderRächtsZeitung Regenbogen
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Ausgabe 21

Editorial
Noch einmal Nicaragua
Ich habe dir nie einen Rosengarten versprochen [Buchrezension]
Einmal Rupert und zurück [4. Fortsetzung von "Per Anhalter durch die Galaxis"]
Im Internet gut gefunden: Antipädagogik
Die Chemiestunde [Gedicht]
Das Recht, von zu Hause auszuziehen
Kommentar: Ziel verfehlt
Gleichberechtigung in der Familie
Schulgesetz [macht dachte es wäre anders...]
Durch einen Spiegel in einem dunklen Wort [Buchrezension]
"Vom Fehlen der Fehler"
Pressemitteilung Chemiefall: OVG lehnt Berufung ab
KRÄTZÄ ist umgezogen
Verfassungsfeindlich zum Wahlgang Teil 2
SLAPSTICK '68 - Benno-Ohnesorg-Kongreß
An-, Ab- und Aussichten [kurze Kommentare zu kinderrechtlichen/politischen Themen]
Nicotapias Kolumne
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen
Musike fom veinsten
"Die Schule - Ein Frevel an der Jugend"
Informationen für Minderjährige

Cover Ausgabe 21
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Informationen für Minderjährige

Sehr verehrte Mindermenschen! Ich habe vor kurzem die Seite gewechselt, bin nach drüben gegangen, sozusagen erwachsen geworden. Oder, wie es mein Vater an jenem historischen 16.07.1997 ausdrückte: "Du glaubst zwar, daß man schon mit fünf Jahren selbständig ist, aber richtig selbständig ..., usw." Und, wie isses so? Es ist ungerecht, fies und gemein. Vor zwei Jahren noch, da bekamen die Volljähriggewordenen einen Brief vom Bezirksbürgermeister mit Foto und einem "Herzlich willkommen in der Demokratie", sozusagen. Ich erwartete also sehnsüchtig meinen Brief und malte mir schon aus, wie Sie wohl aussehen würde, meine Bezirksbürgermeisterin, und? Nichts da. Kein Foto mehr. Gekürzt. Gestrichen. Sparmaßnahme. Es ist eine Ungerechtigkeit.
Es gibt ja allerlei diskutierte Versuche, einem (meist) andersgeschlechtlichem Gleichaltrigem in, sagen wir mal: einer Diskothek, sein oder ihr, sagen wir mal: Wohlgefallen auszudrücken. Neulich aber durfte ich mir bei einem wirklich indiskutablen Versuch als Publikum gefallen. Also: Boy, ca. 18 Jahre, (nicht ich), geht zu genervt aussehendem Girl (exakt 17 Jahre, mir aus Gründen der deutschen Schulpflicht bekannt) und sagt: "Na - findst du’s hier auch so scheiße wie ich?" An dieser Stelle schon war meine Humornot für jenen Abend befriedigt, doch als Girl dann noch ein beglücktes Lächeln auflegte und freudig-melodisch ausrief: "Nein!", konnte ich mich die ganze nächste halbe Stunde gar nicht mehr darüber ärgern, daß die Bedienung grundsätzlich immer zuerst alle anderen Dazustoßenden an der Theke bediente - und mich stehenließ.
Einem - sonst mit Beschimpfungen oder sexistischInnen Bezeichnungen eigentlich eher sparsamen - Freund trieb ein ähnliches Erlebnis sogar einmal dazu, vor Erschöpfung halb über der Theke hängend, mit Blick auf die Bedienung zu sagen: "Ich schieß die ab, die Fotze." Wir hatten uns schon gewundert, was er wohl die ganze Stunde trieb - er wollte uns doch nur allen dreien ein Bier holen.
Darf man eigentlich mit 18 Fotze sagen? Wie steht es mit Hurensohn? Immer wieder erinnere ich mich gerne an meine Grundschulzeit, in denen sich die Gebrüder E., so sie gerade in einen sehr emotionalen Streit verfangen waren, gerne gegenseitig als Hurensöhne beschimpft haben. Ei, wie lachten wir und riefen neu gelerntes Vokabular der türkischen Jugend in den Streit hinein wie "Lan, beleidige mein Vatha nisch." Oder: "Alta, isch stesch disch ab mit Butterfly, fliegende Butter, lan."
Einen türkischen Spruch durfte auch letztens ein Mensch in einem vollen Bus erfahren. Nachdem der Bus jedenfalls scharf bremsen mußte, konnte man laut und deutlich vernehmen: "Lan, reibst du disch ma nisch an mir!" Wie in solch einer Situation reagieren? fragte ich mich später. "Tut mir leid" oder "Lan, beleidige mein Libido nisch"? Ich bin ratlos, ich gebe es zu. So geht es einem als frisch geschlüpfter Fertigmensch. Da hilft mir auch kein Wahlrecht.

P.S.: Lady died

[bk]


Zum Schluß in Regenbogen Nr. 18 (2/96)
Zum Schluß in Regenbogen Nr. 19 (3/96)
Informationen für Minderjährige in Regenbogen Nr. 20 (1/97)
Informationen für Minderjährige in Regenbogen Nr. 22 (1/98)

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