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Ausgabe 19
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K.R.Ä.T.Z.Ä.-Veranstaltungen
Ein Besuch in Suhl
Am 1. Juni, dem Tag der Kinder, fand in Suhl eine PDS-Party unter dem Motto
Uns dreht keiner den Hahn ab" statt. Die KinderRÄchTsZÄnker (K.R.Ä.T.Z.Ä.)
sind zu einer Podiumsdiskussion zum schon fast alten, aber stets brisanten
Thema Wahlrecht ohne Altergrenze* eingeladen worden. Also machten sich
7 Leute von uns auf, die Thüringer, ihren Wald und ihr Linkes Medienspektakel"
zu besuchen. Die Unterkunft hat mich sehr an die guten alten Zeiten in
der DDR erinnnert, was zu diesem Zeitpunkt allerdings noch keineswegs tragisch
war. Alles war gut, das Wetter spielte mit und wir freuten uns inzwischen
schon fast auf das Fest.
Am Veranstaltungsort angekommen, stellten wir eine uns ziemlich unangenehme
SED-Rotfront- Atmosphäre fest. Immer noch wollten wir uns nichts vermiesen
lassen und konzentrierten uns auf die bevorstehende Diskussion. Die mußte
wegen einem heftigen Regenschauer im Festzelt stattfinden. Mit netten Sprüchen,
wie z.B. Der Kapitalismus hat nicht gesiegt, er ist nur übriggeblieben"
oder Ein kluges Wort - schon ist man Kommunist" sind die Bierzeltwände
hübsch verziert worden. Die Stimmung war bombig: der Regen prasselte
auf das Plastikdach, so daß man sein eigenes Wort kaum verstehen
konnte, geschweige denn das der K.R.Ä.T.Z.Ä., Omis und Opis saßen
bei Schokokuchen, im Hintergrund spielte "Hey, du!" von Leonard und die
einzigen Jugendlichen im Zelt interessierten sich nicht für politische
Diskussionen ... nun gut.
Almuth Nehring, Mitarbeiterin der Fraktion der PDS im Abgeordnetenhaus
Berlin und Journalistin, leitete die Diskussion, die sie aufgrund der schwierigen
Umstände leider vorzeitig abbrechen mußte. Alles in allem war
die Aktion also ziemlich enttäuschend für uns. Immerhin kamen
anschließend aber tatsächlich einige Menschen auf uns zu, um
ihre Meinung über die Unsinnigkeit einer solchen Forderung dazulegen.
Nach dem Podiumsgespräch hatten wir wieder einmal Gelegenheit, unsere
"irrwitzigen" Ideen noch einmal und noch einmal zu erläutern. Und
da eben nie so richtig zugehört wurde, kamen auch solche Statements
zustande: "Ihr wollt, daß Kinder arbeiten dürfen und Schulzwang
abschaffen, das geht aber nicht. Da muß man erstmal die Gesellschaft
verändern." Ach nee!
Sue Hermenau
* Regenbogen 2/95, 1/96, 2/96
Bundestag freut sich über K.R.Ä.T.Z.Ä.
"Wahlrecht ohne Altersbeschränkung" - diese These erhitzt die Gemüter
- auch wenn sich das Bundesverfassungsgericht aus formalen Gründen
nicht mit unserer Verfassungsbeschwerde befaßt hat. Waltraud Schoppe,
MdB aus Niedersachsen, lud uns zu einer Informationstour durch den Landkreis
Diepholz nach Syke (bei Bremen) ein. Sie hielt uns für sehr aufgeschlossen
und interessant und regte einen Besuch bei Frau Dr. Antje Vollmer, ihrer
Freundin, an. Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages zeigte
sich ebenfalls interessiert. Sie lud K.R.Ä.T.Z.Ä. am 22. April
zu sich nach Bonn ein, um über die Ein-Mensch-Eine-Stimme-Idee zu
reden. Vor dem Gespräch haben wir uns genau überlegt, was wir
von ihr wollen: Wir wünschen uns, daß sich Antje Vollmer dafür
einsetzt, daß alle Parteien ernsthaft Argumente zum Wahlrecht ohne
Altersgrenze angeben. Mit den üblichen ungenauen Vorurteilen kann
man nichts anfangen. Wir wünschen uns, daß sie sich auf unsere
Unterstützerliste setzen läßt, auf der schon mehrere angesehene
Menschen stehen. Wir wünschen uns, daß sie ihre Partei (Bündnis90
/ Die Grünen) dazu anregt, unsere Forderung nach Gleichberechtigung
beim Wählen in das Parteiprogamm aufzunehmen. Außerdem erhoffen
wir uns weiterhin jegliche Unterstützung, z.B. auch finanziell, denn
wir wollen weitere juristische Schritte unternehmen. Dabei machen uns die
Rechtsanwaltskosten zu schaffen. Als kleines Gastgeschenk überreichten
wir ihr das neue Buch "Gleichberechtigung im Kinderzimmer" von Ekkehard
von Braunmühl und Anette Böhm. Während der Diskussion zeigte
sich Frau Vollmer sehr interessiert und zugänglich. Sie brachte keine
prinzipiellen Gegenargumente an, sondern stellte uns nur Fragen, um später
in Ruhe über unsere Meinungen nachzudenken. Die Atmosphäre war
sehr locker und alles andere als angespannt oder peinlich ruhig, so wie
ich mir diese Begegnung zuerst vorgestellt hatte. Neben dem Thema "Wahlrecht
ab Null" wurde auch ein Hauptproblem deutscher Jugendlicher angesprochen
- die Schulpflicht (in den meisten anderen europäischen Ländern
gibt es nur eine "Bildungspflicht"). Wir sind sicher, Frau Vollmer viele
neue Denkanstöße gegeben zu haben. Sie verabschiedete sich mit
dem Versprechen, sich alsbald bei uns zu melden.
Sue Hermenau
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Veranstaltungen in Regenbogen Nr. 18 (2/96)
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen in Regenbogen Nr. 20 (1/97)
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen in Regenbogen Nr. 21 (2/97)
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen in Regenbogen Nr. 22 (1/98)
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen in Regenbogen Nr. 23 (2/98)
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