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Ausgabe 18
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Zum Schluß
Die Thüringer Rostbratwurst war ja die Nummer 1. Finden Sie das interessant?
Live-Berichterstattung eines berühmten gesamtdeutschen ersten Fernsehkanals.
Live - von der Grünen Woche Berlin! "Guten Tag, was essen Sie da?"
"Eime Roftbrabwurft." "Aha. Und warum?" "(schluck) Naja, die gute Thüringer
gibt's ja nirjends zu kaufen, und da dachten wa mal, also da könnten
wa doch mal..." "Herr Soundso. Sie sind Vorsitzender des Deutschen Lebensmittelverbandes.
Warum gibt es die Thüringer Rostbratwurst nicht in den Geschäften
zu kaufen? Sie ist hier der Verkaufsknüller überhaupt! Die Nummer
1 sozusagen." "Ja, das freut mich ja auch, blabla... aber es gibt gute
Gründe, und die wären blablazickezacke- hühnerkackebla..."
Der Moderator war kurz davor eine Ted-Umfrage Pro & Contra Rostbratwurst
zu starten, als er sich dann doch damit begnügte, arme alte Frauen
dabei zu filmen, wie sie auf der besagten Freßmesse das Hundefutter
für ihre Hausgesellen ausprobierten. Da die Sendung aber gerade zur
Mittagszeit lief, kam er wieder aufs gute alte Bratwurstthema zurück
und sammelte bei euphorisch in die Kamera guckenden Essern Argumente für
den Vertrieb in Geschäften der bereits genannten Wurst. Argumente.
"Argumente" muß ich mir zum Thema Kinderwahlrecht auch immer anhören.
So sagt zum Beispiel Andreas Lorentz, ein 24jähriger JU- Vorstandsheinblöd,
der demnächst höchstwahrscheinlich im Münchner Stadtrat
sitzen wird, wörtlich*: "Man kann nicht mit 16 wählen, und das
Jugendstrafrecht geht bis 21, deswegen glauben wir von der Jungen Union,
daß das Alter 18 eine sinnvolle Grenze ist. Ab 18 - und leider mit
18 noch nicht mal - kann man sich eine politische Meinung bilden, man kommt
in den Kontakt mit Zeitungen, etc.". Diese beiden Sätze bat ich der
wohlbekannten Illustrierten HÖRZU als "Zitat der Woche" an. PS. (das
nur diesen Absatz betrifft): Falls ein gewisser Herr Lorentz diesen Text
gerade liest, nehme ich die Bezeichnung "heinblöd" zurück. Falls
nicht, dann nicht. Dies nennt man m.E. Pragmatik. (Hier wäre im Nachhinein
einzufügen, daß Pragmatik "Orientierung auf das Nützliche"
bedeutet und es unnütz wäre, den "Heinblöd" zurückzunehmen,
wenn Herr Lorentz diesen Text hier gar nicht liest. Logische Widersprüche
werden gerne entgegengenommen.)
Wie finden Sie eigentlich Hera Lind? Ich meine, das Thema Feminismus
wurde in diesem Heft ja bereits angesprochen, aber dieses selbsternannte
Superweib beweist doch nun wirklich alles. Neulich gab es das Thema "Haustiere"
bei ihrer Talkshow Hera Lind & Leute. "Sie können sich die Brisanz
des Themas wahrscheinlich gar nicht vorstellen..." waren Frau Linds erste
Worte - und tatsächlich brachte sie mich dazu anfangs nicht auszuschalten.
Danach nahm ich mir das Titelblatt der Wochenzeitung Die Zeit vor, in der
sich ein aufgebrachter Schreiber über das dummdreiste Dahergequatsche
in den deutschen Talksendungen aufregte. Er kritisierte, es werde immer
nur wie gefragt und nicht mehr warum. Diesen Einwand verstehe ich ausdrücklich
nicht. Stellen Sie sich doch mal vor, ich würde Sie mit warum fragen.
Warum finden Sie eigentlich Hera Lind? Das geht doch nicht.
Warum reden wir nicht wieder über Würste? Der Lerneffekt
ist nicht so groß. Immerhin haben wir heute gelernt, daß die
Junge Union zwei doch sehr wesentliche Argumente für das Wahlalter
18 hat: Erstens das Jugendstrafrecht geht bis 21, zweitens selbst 18jährige
können sich noch keine Meinung bilden.
[bk]
*Anfangs hatte ich vor Herrn Lorentz "sinngemäß" widerzugeben.
Das Wort "Sinn" gefiel mir in dem Zusammenhang aber so wenig, daß
ich mich dazu begab, mir das Video der Talkshow ULTIMA noch ein weiteres
Mal anzuschauen, damit ich Herrn Lorentz "wörtlich" zitieren konnte.
Zum Schluß in Regenbogen Nr. 19 (3/96)
Informationen für Minderjährige in Regenbogen Nr. 20 (1/97)
Informationen für Minderjährige in Regenbogen Nr. 21 (2/97)
Informationen für Minderjährige in Regenbogen Nr. 22 (1/98)
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