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Ausgabe 21a

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Selbstdarstellungen der Projekte
K.R.Ä.T.Z.Ä.
Wir KinderRÄchTsZÄnker (kurz: K.R.Ä.T.Z.Ä.) sind
eine Gruppe von etwa 25 Menschen zwischen 12 und 18 Jahren. Wir setzen
uns für die Gleichberechtigung von Kindern und Erwachsenen ein.
Seit unserer Gründung im Herbst 1992 haben wir durch verschiedene
Aktionen versucht, auf die mangelhafte Rechtsstellung von Menschen unter
18 aufmerksam zu machen. 1993 erarbeiteten wir einen Entwurf für eine
Kinderrechtsfibel ("KinderRÄCHTzwiebel"), in der Ungerechtigkeiten
gegenüber Kindern aufgelistet und zur Diskussion gestellt wurden.
Im Sommer 1994 brachten wir das Plakat "Was wir an der Schule falsch finden"
heraus. Auf diesem Plakat haben wir unsere grundsätzliche Schulkritik
in 14 Punkten zusammengefaßt. Durch die Zusammenarbeit mit dem GRIPS-Theater
am Stück "Die Moskitos sind da!" setzten wir uns mit dem "Wahlrecht
für Kinder" auseinander. Wir kamen zu der Überzeugung, daß
das Wahlrecht ohne Altersgrenze die einzige demokratische Lösung ist.
Im August 1995 reichten dann zwei KinderRÄchTsZÄnker (13 und
16 Jahre alt) eine Verfassungsbeschwerde wegen Vorenthaltung des Wahlrechts
beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ein. Die Beschwerde wurde aber
aus formalen Gründen nicht zur Verhandlung zugelassen. Im Sommer 1996
fuhren 20 K.R.Ä.T.Z.Ä.-Leute nach Nicaragua, um sich mit der
Bewegung der arbeiten Kinder zu treffen und sich mit dem Thema Kinderarbeit
auseinanderzusetzen. Eine weitere spektakuläre Aktion war die Verweigerung
des Chemie-Unterrichts des K.R.Ä.T.Z.Ä.-Mitglieds Benjamin Kiesewetter.
Wir sind dafür, die Schulpflicht durch ein Recht auf Bildung zu ersetzen.
Vor allem in den letzten zwei Jahren erschienen hunderte Zeitungsartikel,
Dutzende Radio- und über 20 Fernsehbeiträge sowie ein 45minütiger
Dokumentarfilm über K.R.Ä.T.Z.Ä..
Außerdem werden wir jedes Jahr zu einer Vielzahl Veranstaltungen
im ganzen Bundesgebiet eingeladen.
Wir treffen uns mindestens zweimal wöchentlich in unserem eigenen
Laden in der Dunckerstr. 11 in Berlin Prenzlauer Berg.
Martin Wilke
Internet: http://privat.schlund.de/kraetzae
[heute http://www.kraetzae.de/]
E-Mail: kraetzae@kraetzae.berlinet.de
[heute kraetzae@kraetzae.de]
Bewegung der arbeitenden Kinder und Jugendlichen in Nicaragua
Die Bewegung wurde 1991 von einer Gruppe solidarischer Erzieher gegründet,
um uns NATRAS bei unserem Kampf um unsere Rechte zu unterstützen und
um unsere Lebensbedingungen zu verbessern.
1992 wurde die erste Selbsthilfegruppe verwirklicht, an der NATRAS
von mehreren Projekten teilnahmen. Dann hat sich die Repräsentanten-Versammlung
und die Nationale Organisations-Kommision (CON) gegründet, die aus
16 NATRAS besteht.
Es fanden auch nationale und internationale Treffen, Camps und Weihnachtsgeld-Kampagnen
statt.
Es kam zu Verhandlungen mit Persönlichkeiten des Bildungsministeriums,
des Gesundheitsministeriums und mit der Polizei, und es entstanden Journalistik-Workshops,
Karneval-Veranstaltungen, sowie anderen Aktivitäten. Die Bewegung
umfaßt 8000 Kinder, die in 48 Projekten organisiert sind. Für
1997 streben wir es an, daß es auf nationaler Ebene eine neue Form
der Kinder-Organisation gibt, in Übereinstimmung mit der Repräsentaten-Versammlung
in jeder Gemeinde.
Wir haben den 5. Und 6. Jahrestag der Bewegung gefeiert und zum ersten
Mal haben wir an einer Konferenz mit Ministern in Holland teilgenommen.
Unsere wichtigsten Erfolge sind:
- daß wir NATRAS entscheiden, was wir machen wollen
- Wir haben uns auf nationaler und internationaler Ebene bekannt gemacht.
- Wir haben den Wert unsere Arbeit (wieder-)erkannt
- Wir haben Arbeitskommisionen gebildet.
- Wir haben gelernt, uns in der Öffentlichkeit auszudrücken und darzustellen.
Internet: http://privat.schlund.de/kraetzae/natras
[heute http://natras.kraetzae.de/]
E-Mail: natras@ibw.com.ni
C.J.C.C. - JUGENDLICHES ZENTRUM FÜR AUSBILDUNG UND ZUSAMMENLEBEN
BARRIO 19 DE JULIO, MANAGUA
Das CJCC entstand 1991, um auf die Bedürfnisse und Probleme der
NATRAS des Barrios 19 de Julio, die unter Bedingungen von Ausbeutung und
Risiko arbeiten, die in einer Situation extremer Armut leben, die keinen
Zugang zum Schulsystem haben und die der Drogenabhängigkeit, der Prostitution
und dem Verbrechen ausgesetzt sind, eine unterstützende Antwort zu
geben.
Das CJCC ist das Ergebnis einer Initiative von Bewohnern des Barrios,
die sich wegen der immer schlechter werdenden Situation der Kinder und
Jugendlichen des Barrios Sorgen machten. Die Gründer des Zentrums
waren Arbeiter, Werkstattbesitzer, LehrerInnen und Hausfrauen. Das Projekt
begann, in den Häusern und Höfen der Lehrer zu funktionieren,
wo sie Workshops zur Arbeitsausbildung und Nachhilfeunterricht erhielten.
Die Ausdehnung und Professionalisierung der Arbeit war möglich
dank der Hilfe, die das CJCC von Nichtregierungsorganisationen und Solidaritätsgruppen
aus Deutschland, der Schweiz, Holland und Italien erhielt. Seit 1996 wir
das CJCC auch von der deutschen Regierung unterstützt.
Zur Zeit betreut das CJCC 435 NATRAS in drei Programmen: Schule, Workshops
zur Arbeitsausbildung und Freiwilliger Volkserzieher [eigentlich: Ausbilder].
Die NATRAS finden so einen Freiraum ohne Diskriminierung und Ausbeutung,
wo
- ihre Rechte respektiert und gefördert werden.
- sie Anerkennung für ihre soziale und wirtschaftliche Rolle bekommen.
- ihre Erfahrungen und Fähigkeiten beachtet werden.
- sie teilnehmen und sich als Gestalter ihrer eigenen Realität entwickeln können.
INPRHU - ESTELÍ
INPRHU Estelí ist ein Nichtregierungsprojekt, das Projekte rund
um die arbeitenden Kinder (NATRAS) entwickelt.
1991 begann es mit der Aufmerksamkeit und Hilfe für NATRAS in
einer verallgemeinerten Basis-Form an den Arbeitsschwerpunkten.
Sie werden nach Geschlecht und Interessen (gemischt) aufgeteilt. In
dieser Phase werden Vorschläge über psychosoziale Probleme eingebracht.
Die Probleme werden nicht auf die (materielle) Armut beschränkt, man
beruft sich auch auf die Kultur der Unterordnung.
Es wird ein neuer Aufgabenbereich geschaffen: Arbeitsalternativen,
in denen einige NATRAS die Möglichkeit haben, entsprechend ihrem Interesse
eine bestimmte Beschäftigung zu erlernen.
1997 werden 250 NATRAS (200 ständige in den Barrios) betreut und
unterstützt, in den Arbeitsschwerpunkten, Bezugsgruppen und Barrios.
Man sieht eine indirekte Betreuung für 1500 Kinder vor.
Innerhalb des Projektes gibt es verschiedene Bereiche der Betreuung
wie:
Hilfe zur formellen Bildung, Ausbildung in den Stadtteilen, Wandmalerei,
Förderung für städtische Kinder, Förderung für
ländliche Kinder, Arbeitsalternativen.
Wir organisieren uns, um unsere Rechte kennenzulernen und zu bewirken,
daß sie eingehalten werden, um bessere Beziehungen in den Familien
und mit dem Rest der Gesellschaft zu haben, damit unsere (Kinder-)Arbeit
anerkannt wird und damit wir an Entscheidungen in der Schule, der Familie,
der Arbeit und der Gemeinschaft beteiligt werden.
Wir machen Erholungsaktivitäten, Reflexionen mit NATRAS, Müttern
und Vätern, wir machen Treffen, Austausche, Ausflüge, etc. Alles
das machen wir im Einklang mit unseren Interessen und Bedürfnissen.
E-mail: inprhues@ibw.com.ni
INPRHU SOMOTO
INPRHU Somoto begann 1990 mit 50 NATRAS. Der Grund, dieses Projekt zu
organisieren, war, den auf der Straße arbeitenden NATRAS zu helfen.
Wir NATRAS haben uns organisiert, um für unsere Rechte zu kämpfen,
für den Kinderprotagonismus. Unsere Familien helfen uns bei den Aktivitäten,
die das Projekt realisiert. Die Erwachsenen im Projekt dienen als Helfer
bei den Aktivitäten, die die NATRAS machen. Außerdem arbeiten
sie mit folgenden Organisationen zusammen: dem Bildungs-/Erziehungsministerium,
SEPAD, MARENA, FONIF, etc. Diese Organisationen sind nützlich, um
die Aktivitäten zu unterstützen, die mit den NATRAS gemacht werden.
Die Stufen des Projektes sind:
1. Im Projekt organisiert zu sein, in jedem Barrio gibt es einen Educador.
2. Vier Barrios werden vom Projekt betreut. Zur Zeit betreut das Projekt
200 organisierte NATRAS. Außerdem werden 180 weitere NATRAS betreut,
die zwar nicht im Projekt organisiert sind, aber an Aktionen des Projektes
teilnehmen.
Erfolge:
- Einige Kinder haben Stipendien erhalten, um an der Universität zu studieren.
- Daß einige einen Beruf erlernt haben, um sich zu erhalten.
- Die Entwicklung ihres Selbstwertgefühls.
- Die Bevölkerung zu sensibilisieren.
E-mail: inprhuso@ibw.com.ni
CSJB - Centro San Juan Bosco
Tela, Honduras
Unsere Bewegung besteht aus etwa 230 arbeitenden Kindern und Jugendlichen,
die aus sieben verschiedenen Stadtvierteln und aus dem Bezirks-Klub im
Stadtzentrum kommen.
Wir sind auf Stadtteil-Ebene und Stadt-Ebene organisiert. In jedem
Viertel gibt es ein Komitee.
Wir haben uns organisiert um zu fordern, daß unsere Rechte eingehalten
werden, unsere Arbeit geschätzt wird und um Protagonisten zu sein.
Wir versuchen auch, unsere Familien in den Versammlungen einzubeziehen,
die auf Stadtteil-Ebene und Stadt-Ebene stattfinden. Unser Anliegen ist
es, dadurch ihre Unterstützung zu erlangen und ihnen zu zeigen, weshalb
wir organisiert sind.
Die Organisation Centro San Juan Bosco (CSJB) begann mit Straßenkindern
zu arbeiten. In einer Einrichtung namens "Das arbeitende Kind" versuchen
sie, mit uns organisierten arbeitenden Kindern und Jugendlichen zu arbeiten.
Sie unterstützen uns durch verschiedene Angebote: Schneiderei, Tischlerei,
Mechanikwerkstatt, Kosmetik und Unterricht. Die Institution hilft denjenigen
Kindern, die nicht zur Schule gehen und keinen Beruf lernen können,
weil das Geld dafür fehlt.
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