KinderRächtsZeitung Regenbogen
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Ausgabe 23

Editorial
Lernen trotz Schule - Warum Pfefferminze in der Schokolade kühl schmeckt
Die Zehn Verbote
Werbung für den Antipädagogischen Rundbrief
Für Kinderrechte heißt gegen die "Kinderrechtskonvention"
Macht Schule Sinn
K.R.Ä.T.Z.Ä. sächselt [zwei Leipzigerinnen über uns]
Im Internet gut gefunden - Demokratische Schulen in den USA
Dringend gesucht: Spenden
KSZE heißt jetzt O.A.S.E.
Kölner Konferenz
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen
Zur Bundestagswahl - Parteien im Vergleich (AK Kinderrechte/Gleichberechtigung des 2. Jugendkongresses der SRzG)
An-, Ab- und Aussichten [kurze Kommentare zu kinderrechtlichen/politischen Themen]
Nicatapias 4. Kolumne
Es ist Wahlk(r)ampf ... [zur Ausländerpolitik]
Alice Miller: Wege des Lebens [Rezension]
Kinderrechtliche News
Kinderrechtliches bei der APPD
Die 68er und ihre Kinder - Ein Plädoyer gegen antiautoritäre und jede andere Erziehung

Cover Ausgabe 23
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Es ist Wahlk(r)ampf ...

In der letzten Zeit ist immer mehr die Rede von den bösen Ausländern, "ihrer Kriminalität" und "ihrer Integrationsunwilligkeit". Mittlerweile wird gegen diesen ach so unzumutbaren Zustand von sich selbst als links bezeichnenden Parteienvertretern à la SPD gehetzt. Als "Beweis" für den hohen(?) Anteil von "ausländischen Straftätern" werden Statistiken hervorgebracht, die alle sogenannten Straftaten in einen Topf werfen. Dabei wird von Migranten (Ein- bzw. Auswanderern) meist gegen Gesetze verstoßen, gegen die ein "echter Deutscher" gar nicht verstoßen kann. So brauchen zum Beispiel Deutsche, die arbeiten wollen, keine Arbeitserlaubnis, wollen aber Asylbewerber durch Arbeit aus ihrer unzumutbaren Situation (es wohnen durchschnittlich 3-4 Personen in einem Zimmer, es besteht kein Anspruch auf eine medizinische Versorgung, Nahrungsmittel können nach der Einführung des neuen Chipkartensystems in nicht mal einer Handvoll Läden in ganz(!) Berlin erstanden werden, die Fahrkarten - 3.90DM - für den Weg dorthin müssen im übrigen von den völlig unzureichenden 80 DM Taschengeld pro Monat bezahlt werden, wenn ein Asylbewerber beim Schwarzfahren erwischt wird, droht ihm die Abschiebung, weil er "straffällig" geworden ist) herauskommen, müssen sie schwarz (d.h. illegal) arbeiten und machen sich somit "strafbar". Da ihnen, wenn sie dabei "erwischt" werden die Abschiebung droht, werden sie häufig von ihren Arbeitgebern nach Strich und Faden ausgebeutet, denn dieser hat sie in der Hand und kann, wenn sie nicht für Hungerlöhne wie 1 - 2 DM pro Stunde arbeiten wollen, sie  sofort auf die Straße setzen.
Seit Anfang Juli fordern ein paar Politiker erzkonservativ/rechter Prägung (bayrischer Innenminister - CSU u.a.) Sippenhaft für Migranten und zwar in der Form, daß ein straffällig gewordener "ausländischer" Jugendlicher abgeschoben werden soll, und seine Familie gleich mit, obwohl für die restlichen Mitglieder der Familie keine Abschiebegründe vorliegen. Sippenhaft heißt, daß Menschen, die nicht selbst eine bestimmte "Straftat" begangen haben, sondern die ein Verwandter begangen hat, trotzdem sie unschuldig sind, für diese Tat mitbestraft werden. Da die Gesetzbücher so etwas für sogenannte Deutsche nicht vorsehen, es aber für Nicht-Deutsche angewendet werden soll, ist dies eine starke Ungleichbehandlung/Diskriminierung aufgrund der Nationalität, welche gegen das Grundgesetz (mind. Art.1) und die Menschenrechte (Art. 2 und 7) verstößt.
Aber daß sich deutsche "Sicherheitsexperten" wie zum Beispiel der Berliner Innensenator Schönbohm bei der Durchsetzung seiner Aufgabe ein "sauberes Berlin" bis zum Regierungsumzug 1999 zu schaffen, nicht an bestehende Gesetze und internationale Verträge halten, ist nicht erst seit der Abschiebung von 74 Flüchtlingen in das (mittlerweile wieder) Kriegsgebiet des ehemaligen Jugoslawien klar. Als der Herr Innensenator diese Abschiebung Anfang Juli anordnete, verstieß er gegen das internationale Abkommen von Dayton, was im Rahmen des zeitweisen Friedensprozesses in diesem Bürger- und Religionskriegsgebiet auch von Deutschland unterzeichnet wurde.
Ebenso wird von vielen Politikern aller Fraktionen beklagt, daß sich viele "ausländische" Familien, die schon seit Jahrzehnten in Deutschland lebten, nicht "integrieren" wollten. Das wirft bei mir die Frage auf, wie sich unsere sogenannten Volksvertreter eine derartige "Integration" vorstellen. Nach deren Willen soll diese anscheinend so aussehen, daß Migranten ihren Glauben, ihr Weltbild, ihre Lebensgewohnheiten und ihre Sprache, sprich ihre gesamte Identität zugunsten einer anderen Identität aufgeben, die der von deutschen Kleinbürgern entspricht und letztere nicht mit einer anders gearteten Lebensweise konfrontiert.
PS.: Eigentlich findet während der ersten 1 - 2 Jahre des Lebens in einer neuen Umgebung ganz von alleine eine Anpassung an diese statt.

Karl vom Böckel

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