KinderRächtsZeitung Regenbogen
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Ausgabe 22

Editorial
Fünf Jahre K.R.Ä.T.Z.Ä. und kein Ende?
Im Internet gut gefunden: KidWeb
Hilfe! Spendet!
Kampagne gegen Schulpflicht, Zwangsdienste und Erziehung
Antipädagogischer Rundbrief
Kinderarbeit verboten!?
Neue Leute gesucht
Kinderwahlrecht: neuer Anlauf
Pressemitteilung zu Wahlrecht
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen
Umfrage zum Thema Schule
An-, Ab- und Aussichten [kurze Kommentare zu kinderrechtlichen/politischen Themen]
Zum Deckblatt
Rezension: Kinderbürger
Nicotapias 3. Kolumne
Der Bildungsgutschein
"Ihr habt dieses Land nur von uns geborgt"
Informationen für Minderjährige

Cover Ausgabe 22
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Zum Deckblatt:

Die Titelseite dieser Ausgabe zeigt eine Eintragung ins Mitteilungsheft, diktiert von der Klassenlehrerin der Klasse 7 in einem Gymnasium* . Sie möchte ein Redeverbot in jeder anderen Sprache als Deutsch erreichen. Schüler, die türkisch, kroatisch, arabisch oder andere Herkunftssprachen im Unterricht oder während der Pausen sprechen, sollen bestraft werden. Hintergrund der Maßnahme: Mehr als zwei Drittel der Klasse sind Ausländer. Zu Hause und untereinander wird in den seltensten Fällen Deutsch gesprochen. Das hat natürlich zur Folge, daß die Schüler miserables Deutsch sprechen und der Unterricht kaum durchzuführen ist.
Regeln sind nichts grundsätzlich Falsches, manche sind zum Zusammenleben notwendig. Aber Regeln sind dann undemokratisch, wenn sie von oben aufgezwungen werden. Die Lehrerin war nach einem Gespräch mit der Schülervertretung bereit, dies "vorläufig" einzusehen. Die Klasse tagte und es kam heraus, daß die Unterhaltungen in nicht allen Schülern bekannten Sprachen für viele Schüler wirklich ein Problem darstellte: In Gruppenarbeit war es wohl oft so, daß sich die meisten dann auf türkisch oder anderen nichtdeutschen Sprachen unterhielten und die deutschen Schüler nichts mehr verstehen konnten. Ein Großteil auch der ausländischen Schüler war bereit, eine Regel einzuführen, während des Unterrichts die Unterichtssprache zu sprechen. Das Problem aber wurde nur dadurch "gelöst", daß ca. die Hälfte der Klasse das Probehalbjahr nicht bestand.
Für mich ist dieser Fall ein Beweis dafür, daß die wirklichen Probleme der Schule innerhalb des Systems nicht mehr zu lösen sind. Die Problematik des oben beschriebenen Falles geht viel weiter, als daß man sie mit einem Sprechverbot lösen könnte. Wieso hält man an stumpfsinnigen Strukturen (wie zum Beispiel Klasseneinteilungen) fest, wenn sie offensichtlich Lernen verhindern: Diejenigen, die Deutsch können, kommen nicht voran und die anderen hinken immer hinterher. Sie wissen laut Aussage der Lehrerin nicht einmal die Grundlagen, die in der zweiten Klasse gebraucht werden.
Die Probleme, die die Schule hat, sind weder mit Strafmaßnahmen noch mit Finanzspritzen zu lösen. Es zeigt sich in der Praxis immer wieder, daß das System unserer Schule grundsätzlich falsch gedacht ist.

Benjamin Kiesewetter


* In Berlin beginnen Haupt-, Real- und Gesamtschule sowie Gymnasium erst mit der 7. Klasse. Das erste Halbjahr auf dem Gymnasium wird Probehalbjahr genannt. Wird das Probehalbjahr nicht bestanden, kommt man auf die Realschule.

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