KinderRächtsZeitung Regenbogen
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Ausgabe 22

Editorial
Fünf Jahre K.R.Ä.T.Z.Ä. und kein Ende?
Im Internet gut gefunden: KidWeb
Hilfe! Spendet!
Kampagne gegen Schulpflicht, Zwangsdienste und Erziehung
Antipädagogischer Rundbrief
Kinderarbeit verboten!?
Neue Leute gesucht
Kinderwahlrecht: neuer Anlauf
Pressemitteilung zu Wahlrecht
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen
Umfrage zum Thema Schule
An-, Ab- und Aussichten [kurze Kommentare zu kinderrechtlichen/politischen Themen]
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Rezension: Kinderbürger
Nicotapias 3. Kolumne
Der Bildungsgutschein
"Ihr habt dieses Land nur von uns geborgt"
Informationen für Minderjährige

Cover Ausgabe 22
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"Ihr habt dieses Land nur von uns geborgt"

Schon ein Jahr nach der Gründung der "Gesellschaft für die Rechte zukünftiger Generationen" durch den Studenten Jörg Tremmel liegt als Diskussionsangebot deren erste Publikation vor. Der Titel des Sammelbandes "Ihr habt dieses Land nur von uns geborgt" stellt bereits eine Irritation/Herausforderung für mich dar, klingt er doch wie eine Anklage der jüngeren gegen die älteren Generationen. Auf den zweiten Blick fällt dann auf, daß "dieses Land" der Überschrift durch eine Erdkugel illustriert wird. Dieser Widerspruch löst sich sofort auf, wenn ich mir die Autoren der sechs thematischen Beiträge anschaue. Der jüngste 17, der älteste 26 Jahre alt, gehören sie einer Generation an, deren Überleben durch fahrlässige Umweltpolitik infragegestellt ist, deren Perspektiven durch die Entwicklung auf dem Bildungs- und Arbeitsmarktsektor ungekannten Zerreißproben ausgesetzt sein werden und deren Renten nicht sicher sind.
Ich hege keinen Zweifel, daß die jungen Leute mit der Absicht, über den "Tellerrand" zu sehen, außer den genannten Themenkomplexen Umwelt, Renten, Arbeitslosigkeit, Bildung auch die Staatsverschuldung und demokratische Grundrechte - wie etwa das Wahlrecht - bearbeiten.
Was verstehen diese jungen, engagierten Leute unter der Gleichberechtigung der Generationen auf einer Erde, deren Ressourcen begrenzt sind? Was treibt sie, mit Vehemenz für die zukünftigen, d.h. noch nicht Geborenen, einzutreten? Wie kann der Schuldenberg abgetragen werden? Kann er überhaupt verkleinert werden?
Ich hoffe, daß die gut gegliederten Beiträge das Material liefern zu einer breiten Diskussion brennender Fragen nicht nur zwischen alt und jung, sondern auch innerhalb der Generationen.
Aus der Prämisse, für die Rechte zukünftiger Generationen einzutreten, ergibt sich fast zwangsläufig der Schluß, daß unter den jetzt lebenden Generationen keine Gruppe von der Mitbestimmung und Mitgestaltung der Lebensbedingungen (Politik) ausgeschlossen werden darf.
Daß hier völlig unausgeschöpfte demokratische Reserven liegen, bringt B. Kiesewetter in seinem Beitrag: "Die Gleichberechtigung der jungen Generation" auf den Punkt. 20 % der Bevölkerung sind vom Wahlrecht ausgeschlossen. Das Wahlrecht ohne Altersbeschränkung, so argumentiert B. Kiesewetter, würde Politiker zwingen, die Langzeitperspektive dieser Gruppe zu berücksichtigen.
Es ist zu wünschen, daß der Sammelband nicht nur eine angemessene Verbreitung findet, sondern eine wirklich schöpferische, d.h. kritische Aneignung erfährt, die eigentlich nur in gesellschaftsverändernder Praxis bestehen kann. Die große Initiative steht noch aus.

Ulli Sachse


Gesellschaft für die Rechte zukünftiger Genarationen (Hrsg.): "Ihr habt dieses Land nur von uns geborgt", Rasch und Röhring Verlag, Hamburg 1997, 29,80 DM

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