KinderRächtsZeitung Regenbogen
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Ausgabe 22

Editorial
Fünf Jahre K.R.Ä.T.Z.Ä. und kein Ende?
Im Internet gut gefunden: KidWeb
Hilfe! Spendet!
Kampagne gegen Schulpflicht, Zwangsdienste und Erziehung
Antipädagogischer Rundbrief
Kinderarbeit verboten!?
Neue Leute gesucht
Kinderwahlrecht: neuer Anlauf
Pressemitteilung zu Wahlrecht
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen
Umfrage zum Thema Schule
An-, Ab- und Aussichten [kurze Kommentare zu kinderrechtlichen/politischen Themen]
Zum Deckblatt
Rezension: Kinderbürger
Nicotapias 3. Kolumne
Der Bildungsgutschein
"Ihr habt dieses Land nur von uns geborgt"
Informationen für Minderjährige

Cover Ausgabe 22
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Umfrage: Jeder Vierte gegen Schulpflicht

Mehrheit mit Schulsystem nicht zufrieden

Von Mitte Januar bis Anfang März 1998 machte ich eine Umfrage zum Thema Schule unter 219 Schülern an sieben Prenzlauer Berger Schulen, zwei Gymnasien, zwei Gesamtschulen, zwei Realschulen und einer Real- und Hauptschule. Insgesamt gingen 30 Schüler in die 11. bis 13. Klasse, 98 in die 9. und 10. Klasse, und die restlichen 91 Schüler waren achte Klasse oder jünger. Von den 83 Gymnasiasten, 72 Gesamtschülern, 61 Realschülern und drei Hauptschülern wollte ich wissen, ob sie gern zur Schule gehen, ob sie von Lehrern ungerecht behandelt werden, ob sie sich gegebenenfalls dagegen wehren und ob sie sich (öfter) wehren würden, wenn sie Unterstützung dabei hätten. Die letzten beiden Fragen waren wieder grundsätzlicherer Art. Ich fragte, ob sie mit dem jetzigen Schulsystem insgesamt zufrieden sind und ob sie dafür sind, die Schulplicht durch ein Recht auf selbstbestimmte Bildung zu ersetzen.
Große Unterschiede gab es teilweise nicht nur zwischen den einzelnen Schultypen, sondern auch zwischen Schulen des gleichen Schultyps.
Insgesamt geht eine knappe Mehrheit von 38% nicht gern zu Schule. 37% der Schüler gehen durchaus gern zu Schule, auch wenn das – wie mehrere Schüler betonten – nicht an der Schule selbst liege, sondern an den Freunden, die sie dort treffen. Ein Viertel konnte sich nicht so recht zwischen "Ja" und "Nein" entscheiden und wählte deshalb "Naja". Am ehesten gern zur Schule gehen die Realschüler, nämlich zu 51%, "nur" 28% haben eher schlechte Gefühle beim Schulbesuch. Umgekehrt ist das Verhältnis bei den Gesamtschülern: 26% zu 57%. Die Gymnasiasten gehen wieder eher gern zu Schule, und zwar zu 37% bei 28% Ablehnung und 35% Unentschlossenheit.
Unter den befragten Schülern waren 41%, die von ihren Lehrern "nie" ungerecht behandelt wurden. 21% wurden "selten", 30% "manchmal" und 9% "oft" ungerecht behandelt. 30% wehren sich "nie" oder "selten" dagegen, 28% "manchmal" und 42% "oft" oder "immer". Wenn sie Unterstützung hätten, würden sich 81% überhaupt bzw. öfter wehren. Schüler, die sich nicht ungerecht behandelt fühlen, gehen durchschnittlich lieber zur Schule. An der dritten Realschule beispielsweise fühlen sich 75% nie ungerecht behandelt, 70% gehen gern zur Schule. An der Martin-Luther-King-Gesamtschule werden 37% der Schüler "oft" und 27% "manchmal" unfair behandelt, 77% gehen ungern zur Schule.
Die relative Mehrheit der Schüler ist mit dem jetzigen Schulsystem unzufrieden, nämlich 49%, 15% sind unentschieden und eine Minderheit von 37% zeigte sich zufrieden.
Ein knappes Viertel, nämlich 53 Schüler oder 24% lehnten die Schulpflicht ab. Unter den Gymnasiasten waren es nur 14%, unter den Realschülern 28% und unter den Gesamtschülern immerhin 32%, also fast jeder Dritte.
Siebentkläßler gehen sehr überdurchschnittlich gern zur Schule (59%) und sind überdurchschnittlich zufrieden mit den Schulsystem (64%), während sich die Achtkläßler nur zu 18% eine Schule gern von innen ansehen und nur 37% das Schulsystem in Ordnung finden, 59% es aber nicht tun. Neuntkläßler haben zwar weniger Abneigung gegen den Schulbesuch, aber auch nur 25% sind mit dem Schulsystem zufrieden. Von den Zehntkläßlern finden sogar nur 18% unser Schulsystem gut, auch wenn 47% von ihnen gern zur Schule gehen. Elft- und Zwölftkläßler sind in beiden Fragen sehr gespalten.
An einer Gesamtschule kam es während der Umfrage zu Unregelmäßigkeit. Eine freie Entscheidung der Befragten war dadurch nicht gerade gewährleistet.

Martin Wilke

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