KinderRächtsZeitung Regenbogen
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Ausgabe 24

Editorial
KRÄTZÄ erkundet dänisches Schulsystem
Im Internet gut gefunden
Wahlrecht ohne Altersgrenze
Nie wieder Prügelstrafe!
Züchtigung verbieten!
K.R.Ä.T.Z.Ä.-Aktionen
Gedicht (Lena Grünberg)
Freundschaft mit Kindern - à la Schoenebeck (Mike Weimann)
K.R.Ä.T.Z.Ä. macht Geschichte
K.R.Ä.T.Z.Ä. auf japanisch
Kinderrechtliche News
Wie es zum Menschenrechts-Report kam... - ... und was wir mit ihm machten
Die Diskriminierung des Kindes - ein Menschenrechts-Report (Teil 1)
Nix ist ohne Geld alles Mist

Cover Ausgabe 24
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Nix ist ohne Geld
alles Mist

"Es tut uns leid, Ihnen keinen anderen Bescheid ausstellen zu können." So steht es lapidar am Ende des Ablehnungsschreibens aus der Jugend-Verwaltung Prenzlauer Berg, das uns Ende Dezember erreichte.
Damit steht das Kinderrechtsprojekt des Netzwerk SPIEL/KULTUR - so lautet die offizielle Bezeichnung des Antragstellers - vor einem sehr großen Problem. Letzten Sommer erhielten wir noch aus den Händen des Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses, Prof. Herwig Haase, den 1. Preis für das innovativste Jugendprojekt Berlins, der von der überparteilichen, staatlichen Jugend- und Familienstiftung Berlin jährlich vergeben wird. Und jetzt: Keine Miete, keine Telefonkosten, keine Verbrauchsmaterialien, keine Personalkosten, nix!
Dabei arbeiten wir seit Jahren sehr wirtschaftlich und erfolgreich. Jedes Jahr haben wir zwischen 30 und 50 Prozent unserer Gesamtausgaben aus anderen Quellen als der Bezirksamtförderung beschafft. Sowohl angesehene Stiftungen als auch viele spendende Einzelpersonen fanden uns unterstützenswert. Unser kleiner Laden am Helmholtzplatz mitten im Prenzlauer Berg wird von Anfang an mit weniger als 50% vom Staat bezahlt. Für ein offenes Jugendprojekt, in dem sich wöchentlich fünfzig bis sechzig* Jugendliche treffen, ist das eh’ ungewöhnlich wenig. Selbst mit dem Bauspielplatz, der einen fünffach größeren Etat hatte als wir, können wir in einem rein zahlenmäßigen Vergleich mithalten.
Interessant ist darüberhinaus auch die Tatsache, daß mit dem amtlichen Aus für das K.R.Ä.T.Z.Ä.-Projekt im Bezirk von Mitbestimmungsinitiativen und der sogenannten Politischen Jugendbildung nicht mehr viel übrig geblieben ist. Anstatt sich mit den deutlichen Erfolgen unserer Gruppe zu schmücken und die von uns angestrebte Aufklärung über die Benachteiligung von Kindern in dieser Gesellschaft zu unterstützen, wurde dieser Schwerpunkt im Bezirk vollständig gestrichen. Nun gibt es nur noch eine staatliche "Koordinierungsstelle Kinder- und Jugendpolitik". Auch im 1998 gegründeten "Arbeitskreis Politische Jugendbildung" fällt mit unserem Ausscheiden ein Projekt im Bezirk weg, in dem konkrete Aktionen der politischen Bildung organisiert werden. Was aus dem "Arbeitskreis" zukünftig dem Jugendhilfeausschuß in Sachen politische Bildung berichtet wird - darauf kann man gespannt sein.
Natürlich weiß jeder, der uns kennt, daß wir kein "Projekt der politischen Jugendbildung" sind, jedenfalls nicht nur. Im glatten Widerspruch zu unserem Zuwendungsantrag  ("offene themenzentrierte Jugendarbeit") wurden wir 100%ig dieser Kategorie zugeordnet. Den  Rest gab uns dann der pure Formalismus. In Zeiten knapper Kassen ist nach Ansicht unserer Politiker und ihrer Verwaltung nicht nur die KRÄTZÄ-Arbeit überflüssig, sondern sogar die komplette Politische Jugendbildung.
Unser Antrag auf eine Basisfinanzierung unseres Ladens vom April ‘98, der jetzt abgelehnt wurde, belief sich auf 130 000 DM. Das sind 1,5 Personalstellen, Miete, Verbrauchsmaterialien (Toner, Papier), Telefon, Briefmarken. Nicht enthalten sind Investitionen (z.B. Computertechnik), Fahrten, spezielle Drucksachen und Aktionen aller Art. Diese hätten wir - wie bisher - sowieso woanders beantragt. Wenn man - wie üblich - zusätzlich ehrenamtlich arbeitet, käme man mit 90 000 DM Grundkosten über die Runden. Diese Summe durch einzelne Stiftungsanträge zusammenzubekommen, ist sehr mühselig und außerdem unsicher. Die beiden Erwachsenen, die einen Teil ihres Einkommens bisher aus der Projektfinanzierung erhielten, müssen sich jedenfalls vorläufig anders durchschlagen - jobben, Arbeitsamt, ...
Langer Rede kurzer Sinn: Wir stellen jetzt Anträge beim Senat (wegen Geldknappheit abgelehnt) und verschiedenen Stiftungen. Das Deutsche Kinderhilfswerk gab bereits 3 000 DM für Miete.
Wer es genauer wissen will, Tips für Geldquellen hat, uns Sponsoren vermitteln will (unsere Öffentlichkeitsarbeit ist Klasse...) oder sich womöglich direkt z.B. an der Ladenmiete (mtl. 900 DM) beteiligen will: 030 4479722 (oder siehe unten). Und wir danken an dieser Stelle allen bisherigen Unterstützern (diese Form ist kein Undank, sondern eine Portovermeidungsmaßnahme, jawohl!).

Mike Weimann

P.S.: Dieser Beitrag entstand in einer Pause in Wien. Wir beteiligen uns hier auf Einladung der Schülerschule Wien an der Ausstellung "Macht und Gehorsam - Schule unterrichtet". (S. 22) Nicht nur das beweist: wir machen weiter.

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