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Ausgabe 12
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Parlament der Kinder
Auch Chaos ohne "die Kinder mit den Stirnbändern"
Es fing eigentlich alles ganz gut an. Renate Schmidt (SPD) hielt eine
Anfangsrede, in der sie hauptsächlich ihr Bedauern darüber ausdrückte,
daß solche Parlamente überhaupt stattfänden müßten.
Danach ging es los mit den Ergebnissen der AGs vom Vormittag. Die erste
AG führte ein Theaterstück zum Thema "Ausländer" auf: Verschiedene
Leute wollten verschiedene Produkte aus dem Ausland kaufen, es gab aber
aufgrund eines Handelsembargos anderer Länder nur inländische
Produkte. Man mußte lachen, als dem Kunden, der eigentlich eine Bob-Marley-Kassette
kaufen wollte, plötzlich Heino oder Matthias Reim angeboten wird.
Als eine türkische Kundin dem Geschäft anbot, Böreks mitzubringen
und zu verkaufen, sind alle froh und es heißt: "Tja, manchmal kann
ein ausländischer Freund auch ganz praktisch sein."
Eine weitere AG war Ökologie, danach folgte Schule. Wieder ein
Theaterstück: Zuerst ein böser Lehrer und eine traurige Klasse,
dann ein guter Lehrer und eine fröhliche Klasse. Ein Junge stand auf
und meinte, er hätte das Ziel der AG nicht richtig verstanden. Ein
Politiker fragte, ob die AG etwa unmöglicherweise überhaupt keine
Hausaufgaben mehr haben wolle. Darauf die erbärmliche Antwort: "Naja,
'n bißchen müssen ja sein, aber nicht so viele..."
Bei der AG "Verkehr' entartete alles ein wenig. Zu viele Kinder wollten
einfach zuviel fragen. Während die Zeit verging, konnte man die stellvertretende
Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Kinderhilfswerkes (DKHW)
Brigitte Lindner dabei beobachten, wie sie den beiden moderierenden Kindern
etwas "einflüsterte". Eigentlich erstaunlich, wenn man weiß,
daß sie diesen Vorgang, wenige Tage zuvor zwei Kindern aus dem Prenzlauer
Berg vor, die man an ihren Stirnbändern erkennen könne. Diese
beiden sollten vom Kinderparlament ausgeschlossen werden, weil sie sich
1991 beim Weltkindertag bei einer Politikerfragerunde etwas "einflüstern"
lassen haben sollen, und 1992 bei der gleichen Veranstaltung auf dem Podium
einen ziemlich harten Ton angeschlagen hätten. Ein Treffen zwischen
dem DKHW und der Kinderrechtsgruppe, zu der die beiden besagten Stirnbandträger,
die leider nicht teilnehmen konnten, gehören, fand statt. B. Lindner
sagte, sie wolle nicht, daß "ihre Veranstaltung" durch Motzerei
und unsachlichen Ton kaputtgemacht wird. Wenige Tage vor dem Parlament
entschieden sie und ihr Chef R. Wiebusch, daß die beiden doch teilnehmen
könnten, doch leider hatten sie bis dahin etwas anderes zu tun.
Weiter im Parlament: Ein Jugendlicher erklärte die VerANSTALTung,
die übrigens im Reichstag stattfand, per Mikrofon für Blödsinn.
Die Moderatoren versuchten vergeblich, die Kinder davon abzuhalten, weiter
Forderungen zum Thema Verkehr zu stellen, bis schließlich B. Linder
das Wort ergriff. Es wurde darüber abgestimmt, ob man das Thema Verkehr
noch weiter diskutieren oder zur nächsten AG weitergehen sollte. Dann
wurde auch noch vorgeschlagen, das ganze Parlament abzublasen. Über
diesen Vorgang wurde allerdings nicht abgestimmmt und es ging weiter im
Programm.
Die AGs "Freizeitangebote" und "Medien" wurden schnell hintereinander
vorgestellt. Danach kam die letzte AG, und zwar zu einem Zeitpunkt, als
viele schon gegangen - "Parlament der Kinder 1994". Bei der Kinderpressekonferenz
anschließend wurde noch mal über alles diskutiert. Als eine
Frau von der Presse fragte, warum hier nur um den heißen Brei herumgeredet
würde, wurde sie bloß blöde angemacht. Sie packte ihre
Sachen, und als ich sie bat noch zu bleiben, weil anscheinend der einzige
Journalist mit einer vernünftigen Meinung war, sagte sie: "ich verschwende
meine Zeit nicht mit Kindern, die darüber diskutieren wollen, ob der
Mülleimer 10 cm weiter links oder rechts aufgestellt werden soll".
Und das genau war der Punkt.
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