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Ausgabe 12

Es ist vorbei
Summerhill
Summerhill - Interview "Um 23.30 kommen die Beddie-Officers"
Adolf Hitler - Ein Bericht über das Leben des Diktators / Teil 1
Schule - nein danke!
Parlament der Kinder
BravSo - Bravo-Überschriften zusammengeschnippelt von Benni
Tiersafari
Der Kindergipfel 93
Der Traum ist aus!? - Nolympia!
Interview mit Brandenburgs Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD)
Buchtip: Der Schlund
Jetzt reicht's!
Weihnaxeit

Cover Ausgabe 12
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Parlament der Kinder

Auch Chaos ohne "die Kinder mit den Stirnbändern"

Es fing eigentlich alles ganz gut an. Renate Schmidt (SPD) hielt eine Anfangsrede, in der sie hauptsächlich ihr Bedauern darüber ausdrückte, daß solche Parlamente überhaupt stattfänden müßten. Danach ging es los mit den Ergebnissen der AGs vom Vormittag. Die erste AG führte ein Theaterstück zum Thema "Ausländer" auf: Verschiedene Leute wollten verschiedene Produkte aus dem Ausland kaufen, es gab aber aufgrund eines Handelsembargos anderer Länder nur inländische Produkte. Man mußte lachen, als dem Kunden, der eigentlich eine Bob-Marley-Kassette kaufen wollte, plötzlich Heino oder Matthias Reim angeboten wird. Als eine türkische Kundin dem Geschäft anbot, Böreks mitzubringen und zu verkaufen, sind alle froh und es heißt: "Tja, manchmal kann ein ausländischer Freund auch ganz praktisch sein."

Eine weitere AG war Ökologie, danach folgte Schule. Wieder ein Theaterstück: Zuerst ein böser Lehrer und eine traurige Klasse, dann ein guter Lehrer und eine fröhliche Klasse. Ein Junge stand auf und meinte, er hätte das Ziel der AG nicht richtig verstanden. Ein Politiker fragte, ob die AG etwa unmöglicherweise überhaupt keine Hausaufgaben mehr haben wolle. Darauf die erbärmliche Antwort: "Naja, 'n bißchen müssen ja sein, aber nicht so viele..."

Bei der AG "Verkehr' entartete alles ein wenig. Zu viele Kinder wollten einfach zuviel fragen. Während die Zeit verging, konnte man die stellvertretende Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Kinderhilfswerkes (DKHW) Brigitte Lindner dabei beobachten, wie sie den beiden moderierenden Kindern etwas "einflüsterte". Eigentlich erstaunlich, wenn man weiß, daß sie diesen Vorgang, wenige Tage zuvor zwei Kindern aus dem Prenzlauer Berg vor, die man an ihren Stirnbändern erkennen könne. Diese beiden sollten vom Kinderparlament ausgeschlossen werden, weil sie sich 1991 beim Weltkindertag bei einer Politikerfragerunde etwas "einflüstern" lassen haben sollen, und 1992 bei der gleichen Veranstaltung auf dem Podium einen ziemlich harten Ton angeschlagen hätten. Ein Treffen zwischen dem DKHW und der Kinderrechtsgruppe, zu der die beiden besagten Stirnbandträger, die leider nicht teilnehmen konnten, gehören, fand statt. B. Lindner sagte, sie wolle nicht, daß "ihre Veranstaltung" durch Motzerei und unsachlichen Ton kaputtgemacht wird. Wenige Tage vor dem Parlament entschieden sie und ihr Chef R. Wiebusch, daß die beiden doch teilnehmen könnten, doch leider hatten sie bis dahin etwas anderes zu tun.

Weiter im Parlament: Ein Jugendlicher erklärte die VerANSTALTung, die übrigens im Reichstag stattfand, per Mikrofon für Blödsinn. Die Moderatoren versuchten vergeblich, die Kinder davon abzuhalten, weiter Forderungen zum Thema Verkehr zu stellen, bis schließlich B. Linder das Wort ergriff. Es wurde darüber abgestimmt, ob man das Thema Verkehr noch weiter diskutieren oder zur nächsten AG weitergehen sollte. Dann wurde auch noch vorgeschlagen, das ganze Parlament abzublasen. Über diesen Vorgang wurde allerdings nicht abgestimmmt und es ging weiter im Programm.

Die AGs "Freizeitangebote" und "Medien" wurden schnell hintereinander vorgestellt. Danach kam die letzte AG, und zwar zu einem Zeitpunkt, als viele schon gegangen - "Parlament der Kinder 1994". Bei der Kinderpressekonferenz anschließend wurde noch mal über alles diskutiert. Als eine Frau von der Presse fragte, warum hier nur um den heißen Brei herumgeredet würde, wurde sie bloß blöde angemacht. Sie packte ihre Sachen, und als ich sie bat noch zu bleiben, weil anscheinend der einzige Journalist mit einer vernünftigen Meinung war, sagte sie: "ich verschwende meine Zeit nicht mit Kindern, die darüber diskutieren wollen, ob der Mülleimer 10 cm weiter links oder rechts aufgestellt werden soll".
Und das genau war der Punkt.

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