Erneute Schülerumfrage: Wahlrecht für Kinder?

63% wollen ihr Wahlrecht / Nur noch 14% für Altersgrenze 18

Im November 1995, ein halbes Jahr nach meiner ersten Umfrage, habe ich vor dem 4, Gymnasium Prenzlauer Berg wieder eine Umfrage zum Thema Wahlrecht durchgeführt. Befragt wurden 78 Schüler im Alter von 10 bis 17 Jahren. Ich wollte auch dieses Mal wissen, ob die Schüler es gut fänden, wenn sie schon wählen dürften und ab weichem Alter Kinder und Jugendliche das Wahlrecht haben sollten. 49 der 78 (47 von 84)* Schüler wollten ihr Wahlrecht haben, das sind 62,8% (56,0%)*. Bei den 10-13jährigen fiel der Anteil derer, die ihr Wahlrecht haben wollten, diesmal etwas geringer aus, 63,8% (66,7%)*. Bei den 14-17jährigen hat sich die Lage dafür aber deutlich verbessert. Hier wollten 61,3% ihr Wahlrecht haben, gegenüber nur 50% vor 6 Monaten. Das Interesse am Wahlrecht ist jetzt in beiden Altersgruppen ungefähr gleich groß.

Deutlicher waren die Veränderungen beim Wahlaltervorschlag. Die aktuelle Altersgrenze 18 wurde dabei vermehrt abgelehnt, bei den 14-17jährigen sank der Anteil von 42,6% auf 19,4%, so daß insgesamt nur noch 14,1% (28,6%)* für Wahlrecht ab 18 sind. Das ist knapp die Hälfte gegenüber Mai 1995. Wahlrecht ab 16 wurde diesmal von 26,9% (35,7%)*, Wahlrecht ab 15 von 9,0% (2,4%)* und Wahlrecht ab 14 von 15,4% (15,5%)* der Schüler gefordert, 34,6% (13,1%) meinten, daß auch Unter14jährige das Wahlrecht haben sollten. Über 10% (2,4%)* wollten das Wahlrecht ohne Altersbeschränkung. Bei der vorigen Umfrage waren die Schüler weitgehend unbeeinflußt. Doch in der Zwischenzeit wurde die Verfassungsbeschwerde zum Wahlrecht eingereicht, in der wir ja die Abschaffung der Altersgrenze fordern. Das Thema Wahlrecht war in den Medien, und das hat wohl einiges bewirkt: Mehr als 4mal soviele Schüler wollen beim Wahlrecht keine Altersgrenze mehr, über 85% (70%)* wollen ein Wahlrecht für Unter18jährige, Altersgrenzen wurden deutlich niedriger angesetzt, und mehr Schüler wollen ihr Wahlrecht. Ich denke das ist ein Erfolg für uns und für alle anderen Kinder und Jugendlichen.

Martin Wilke